Honeymoon from Melbourne to Kempten

Honeymoon from Melbourne to Kempten

Freitag, 24. Juli 2015

Day 265 #Mashhad, Iran



Route: Bukhara, Turkmenabat, Merv, Mary, Sarakhs, Mashhad. Detailed Route on GoogleMaps

There is no English version available for that post. We were invited by Iranians so many times, so that we run out of time. Please understand that the highest priority is to meet these kind Iranians and spend time with them. Next English version will follow after Iran! 

Wie eine Fata Morgana…
Unser zweiter Wüstenritt sollte noch spannender werden, als der erste vor einigen Monaten durch die Wüste Gobi. Diesmal stellte sich uns die heißeste Wüste Zentralasiens in den Weg, die Karakum Wüste. Wir hatten keine Wahl, auf dem Weg nach Kempten müssen wir da durch ;-)
Der Start war schon mal vielversprechend. Einen Tag vor unserer Abreise in Bukhara zeigte das Thermometer 49°C im Schatten! Ok, das Thermometer ist sicher nicht bei der BAM geeicht worden sondern von irgendeinem Chinesen, aber die Dimension sollte stimmt. Selbst unser Hostelbetreiber war beeindruckt von diesem historischen Wert. 


Dies, und das Erscheinungsbild der uns entgegen radelnden Weltenbummler nach dieser Etappe flößten uns tierischen Respekt ein. Die Jungs waren verbrannt, leer und ziemlich fertig und nur wenige schafften es aus eigener Kraft. Die 500 km durch Turkmenistan sollten eine der härtesten werden. 500km, durch unser Transitvisum zeitlich fixiert und auf 5 Tage begrenzt, entspannte die Situation nicht wirklich. Wir fühlten uns wie vor einer ernsthaften Klettertour, waren angespannt, was uns dort wirklich erwarten wird, dies gepaart mit dem Willen die Herausforderung anzunehmen. Wir hatten uns auch bestens vorbereitet: Jeder hatte 10l Wasser an Bord, unsere Supersprüher waren gefüllt, zusätzlichen Sonnenschutz hatten wir angebracht und ich hatte mir mein Lieblings-Ski-Foto auf mein Handy geladen (zur gedanklichen Abkühlung in kritischen Situationen).



Dann ging es los Richtung turkmenische Grenze. Wieder reingepresst in unseren unnatürlichen Rhythmus, um möglichst wenig Zeit in der intensiven Sonne zu radeln. Der Grenzübertritt war ok, auch wenn mein Zeltgestänge für große Aufregung gesorgt hat. Damit waren wir drin im Land vom überall gegenwärtigen Praesidenten, und am Rande der Karakum Wüste. Auf der Etappe nach Turkmenabat wurde dann noch unsere Truppe dezimiert. Gunthers Kreislauf haderte mit den Temperaturen. Nachdem wir uns alle in ein klimatisiertes Hotel evakuiert hatten und sein Wohlbefinden dort schnell zurückkam, wussten wir: NO PANIC, alles wird gut, aber es wurde auch klar dass wir bis Mashhad unterschiedliche Wege gehen werden. Gunther im Bus, und wir nutzen den teilweise netten Rückenwind und radeln dort hin.

Nach Turkmenabat wurde die Landschaft dann auch mehr und mehr karg, und die Versorgungspunkte spärlicher. Ich hatte an diesem Tag auch meinen normalen Betriebsbereich verlassen bei einem Verbrauch von 8,75l/100km! Sprich, ich trank die unvorstellbare Menge von 14 Liter Wasser an diesem Tag!!!

Wir freuten uns auf die einzigartige Tierwelt der Wüste, da uns von tellergroßen, behaarten Spinnen, Kobras, Erdmännchen und Skorpionen berichtet wurde. Aber es stellte sich heraus, dass unsere Radbekanntschaften wohl größere Probleme mit der Hitze gehabt hatten als wir. Sie hatten sicherlich Halluzinationen gehabt, denn alles was wir sehen durften waren ein Wüstenfuchs, eine mittelgroße Spinne, Vögel und tausende Sandflöhe. Bis auf die Erdmännchen hab ich aber nix wirklich vermisst :-)

Nach der ersten Hälfte fiel auch die Anspannung, denn wir wussten, nach Mary wird die Landschaft gutmütiger und es soll dort auch jede Menge Bewässerungskanäle geben. Eine nette Erfrischung für uns, die aber dramatische Auswirkungen auf die Umwelt hat. Seit Beginn des 20ten Jahrhunderts wurden Baumwollplantagen in Usbekistan, Kasachstan und Turkmenistan errichtet. Dazu wurden riesige Bewässerungssysteme gebaut, mit der Folge, dass kaum noch Wasser am Aralsee ankommt.  Der Aralsee war einst der 4. größte Binnensee, heute ist davon kaum noch etwas vorhanden. Eine wirklich traurige Geschichte, die das menschliche Treiben dort geschrieben hat.












Wir hatten eine wirklich aufschlussreiche Unterhaltung mit einem Einheimischen am Straßenrand. Er erzählte uns hemmungslos von der trostlosen Situation in Turkmenistan und machte uns unmissverständlich klar, dass er vom Präsidenten keine hohe Meinung hat. Dass es keine besseren Alternativen gibt, liegt wohl am 1- Parteiensystem in Turkmenistan. Er beklagte sich über die korrupte Polizei und war sichtlich erstaunt, dass wir bereits mehrere Tage auf der Straße waren ohne Schmiergeld zahlen zu müssen. Das Land ist reich an Öl, Gas und Baumwolle, aber das ganze Geld versickert irgendwo hin, während viele Straßen in katastrophalem Zustand sind. Die Medienlandschaft ist stark reglementiert so gibt es im Land nur 5 Fernsehkanäle, allesamt staatlich, es gibt dort nur den „Praesidente“ zu sehen. 
Diese Offenheit überraschte uns. Aehnliche Eindrücke hatten wir selbst schon, haben diese aber nicht angesprochen. Auf der anderen Seite waren die wenigen Menschen, die wir trafen, auch wieder sehr freundlich. In Mary lud uns ein Restaurantbesitzer zu einem ausgiebigen Abendessen ein, und eine Mittagspause durften wir bei sehr netten Menschen auf einer Baumwollfabrik im Schatten verbringen.
   
Auch wenn Turkmenistan ohne große Highlights für uns war, möchten wir diese Erfahrung nicht missen. Bei der Ausreise aus Turkmenistan war mir jedenfalls klar wieso die turkmenische Flagge so tiefgrün wie der schönste bayrische Fichtenwald ist: Alle Traumen von einem satten grün in diesem kargen grauen Land ;-)

Vermummen im Niemandsland
Ja, da standen wir also im Niemandsland zwischen Turkmenistan und Iran. Vor unserer Einreise in die Islamische Republik von Iran mussten wir noch unser Äußeres verändern. Für mich war es einfach. Ich hatte meine lange Hose bereits am Morgen angezogen und musste so nur noch meine Aermel runter krempeln. Für Claudia war der Schritt größer. Sie hatte ebenfalls am Morgen bereits eine lange Hose und ein weites Shirt angezogen, um ihre scharfen, sexy Kurven zu verdecken. Nun musste sie auch noch ihre Haare und den Hals bedecken. Vermummen im Niemandsland! In Deutschland verboten - im Iran ein Muss ;-)

Die Einreise war erstaunlich einfach und schnell. Wir waren lediglich verblüfft, welche Fragen uns der Mediziner an der Grenze gestellt hatte. Er wollte detailliert unsere Route wissen, wo wir schlafen werden, und ob wir Verwandte im Iran haben. Erst beim Verlassen seines Büros zeigte er uns noch ein Blatt mit diversen Krankheiten und fragte beiläufig, ob wir irgendwelche davon haben. Damit waren wir im Iran und aufgeregt, das Land mit eigenen Augen zu entdecken.

In den ersten Stunden wurden gleich viele Ressentiments wiederlegt bzw. bestätigt. Wir waren keine 20 Minuten im Iran, schon sahen wir etwas, womit wir nicht gerechnet hätten. Eine rauchende Frau in der Öffentlichkeit. Zudem hatte sie ihr Kopftuch weit zurückgezogen. Nach 40 Minuten hatten wir schon die erste Einladung zu einem Abendessen. Wir konnten schon ahnen, wie gastfreundlich die Iraner sind. Im Fernsehen lief auf allen Nachrichtenkanälen Sigmar Gabriel, der den Iran mit einer Delegation von 70 Personen besuchte, um vermutlich die Sahnestückchen nach dem Nuklardeal der 5+ Staaten mit dem Iran zu sichern. Angela schickte wohl ihren Vizekanzler, damit sie nicht im Tschador fotografiert wird. Das wär ein Burner geworden für die Regenbogenpresse. Mutti Merkel mit Kopftuch. Aber das ist kein Spaß, alle Frauen, auch Angela Merkel, müssen ihr Haar bedecken, wenn sie in den Iran reisen möchte. Keine Ausnahme, auch nicht für Politiker.

Wir hatten nach unserer Ankunft gleich eine lustige Begegnung mit einem Ladenbesitzer. Ich wollte eine SIM Karte kaufen und das erste was er fragte. Du hast ein Samsung S4 Handy? Ich antwortete mit ja und sah in ein schockiertes Gesicht. S4? Ja! Und er legte los. Du wirst komplett getrackt von den Türken sagte er mir. Alle Daten gehen direkt nach Istanbul. In meinem Gesicht waren vermutlich nur Fragezeichen und ehe ich mich umsah nahm er den Akku aus meinem Handy, riss die Folie runter und zeigt mir ganz stolz eine kleine Antenne zwischen dem Akkugehäuse und der Folie. Nach der Zerstörung der Antenne machte sich Erleichterung bei ihm breit. Er war zufrieden, dass die Türken jetzt keine Daten mehr von mir bekommen. Ich staunte vermutlich zu der Zeit immer noch, was da gerade passiert. Ehe ich meinen Mund öffnen konnte war die Operation KEINE-DATEN-DEN-TÜRKEN durchgeführt.

Die Temperaturen waren endlich wieder in einem normalen Bereich (33-36 °C), die Straßen waren wieder top, der Wind ließ uns in Ruhe und vor allem ist die Landschaft wurde wieder bergig und war super abwechslungsreich. Aber vor allem hatten wir wieder regelmäßige Versorgungspunkte (alle 30km) an denen man lecker "Bist" Eis essen kann oder fantastische "Zam Zam" trinken oder eben "Rekord" Kekse vertilgen. Da macht Fahrradfahren wieder Spaß :=). So erreichten wir gut gelaunt die Heilige Stadt Mashhad, wo wir auch Gunther wieder sahen und somit unsere Herde wieder zusammen war.









Heiliges Mashhad
Unser erster Eindruck von Mashhad war nicht der Beste. Der Verkehr in und um Mashhad war der Wahnsinn, dass toppte  alles, was wir bisher kannten. Nur verrückte Motorradfahrer, die bei rot über die Ampel, mit Vollgas in die Gegenrichtung fahren - wird schon gut gehen, die Vollgas losfahren ohne den Rückverkehr zu beachten, die 5cm an unserem Lenker vorbei donnern. Absoluter Wahnsinn! Irgendwie ist der ganze Verkehr in Meshhad ein riesen Chaos. Jeder fährt wie es ihm gerade gefällt, Spurwechsel rechts, Spurwechsel links, 2spurig, 1spurig, 3spurig wie es gerade passt. Im Kreisverkehr herrscht Stillstand, da ohne System vogelwild abgebogen wird inkl. Kontaktaufnahme. Wir hatten in der kurzen Fahrt durch Mashhad 3 Unfälle gesehen. Gott sei Dank alle bei langsamen Geschwindigkeiten, so dass nicht viel passiert ist, aber es ließ bei uns die Alarmglocken schrillen.

In Mashhad sind wir bei einem Warmshower Freund untergekommen. Es ist so unterhaltsam und aufschlussreich, mit Babak über Gott und die Welt zu diskutieren. Er ist wirklich ein sehr aufgeweckter, intelligenter Kerl mit vielen Interessen und er konnte all unsere offenen Fragen über den Iran beantworten. Wir fühlten uns nach kürzester Zeit wie zu Hause. Vielen DANK Babak. Wir werden noch lange an die schöne Zeit in Mashhad zurückdenken.
Wir konnten den Holy Shrine ausgiebig erkunden und es war wirklich beeindruckend! Aber seht selber an den Bildern was wir dort erleben konnten.









Wir sind überwältigt von der iranischen Gastfreundschaft. Wir werden ständig eingeladen. Ein LKW Fahrer wollte uns gleich am Weg nach Mashhad sein Mobiltelefon mit iranischer Sim Karte schenken, damit wir erreichbar sind. Wenn wir Brot, Eis oder Getränke kaufen wollen, werden wir oft von den Ladenbesitzern oder einem anderen Kunden eingeladen. Sie wollen einfach unsere Rechnung bezahlen ohne dass sie uns kennen, ohne dass sie ein Wort mit uns gesprochen haben. Eine Ablehnung der Einladung wird meist nicht akzeptiert.
Wir wollten einen Nachmittag in einem Park ruhen, und das Flair der Stadt auf uns wirken lassen. Wir saßen keine 10 min im Park, schon kam der erste nette Iraner mit eisgekühltem Rosenwasser und 3 Gläsern. Unfassbar! 5 min später kam ein Weiterer mit frischem Brot und leckerem Kebab. Etwas später brachte einer Trauben und kaltes Wasser. Wir müssen uns noch daran gewöhnen, denn alles was wir zurückgeben können ist unsere Karte und eine schöne Zeit mit den Menschen die uns beschenken.

Morgen fahren wir weiter Richtung Kaspischem Meer.

Dienstag, 14. Juli 2015

Day 255 #Bukhara, Uzbekistan

Route: Samarkand, Bukhara

For our 2 English speaking readers: If you want it really funny, use Google you translator- otherwise you can find the English text below.

#Goodbye Usbekistan
Unsere Herde galoppiert munter weiter, zunächst auf der Hauptstraße von Samarkand nach Bukhara. Vor tausenden von Jahren zogen hier wohl Kamele entlang der Seidenstraße, heutzutage dominieren Chevrolets, Ladas und deutsche Fahrradfahrer.
Die Hufe klappern, es ist etwas kühler als in der letzten Woche, und auf der flachen Strasse geht es trotz teilweise etwas holprigem Strassenbelag zügig voran. Rechts und links der Strasse Agrarflächen mit Baumwollsträuchern und Melonen, ab und zu wüstenartige Steppenlandschaften. Auf der Strasse: wir und uns überholende Fahrzeuge, die oft längere Zeit neben uns herfahren und uns aus dem offenen Fenster mit "Atkuda??"  (=Woher?) anbrüllen. Dabei schauen uns alle Insassen neugierig und erwartungsfroh an, inkl. Fahrer, was mich ziemlich nervös macht denn eigentlich keiner im Auto, ausser das Baby auf dem Schoss des Beifahrers, schaut mehr nach vorne. Zur Abwechslung antworte ich (Claudia) dann auch mal versuchsweise mit einem frechen "Espania, Barcelona!" oder sogar "India, Mumbai" - alles wird begeistert akzeptiert. Dabei fühle ich mich a bisserl betrügerisch und etwas rebellisch, aber nicht sehr - ungefähr so, als würde ich nach 20 Uhr Altglas einwerfen. Letzten Endes sind alle glücklich, also passt das wohl so.

#Was werden wir an Usbekistan vermissen? 
Usbekistan ist wohl nicht gerade weltberühmt für seine Gastfreundlichkeit, sondern eher für die Schönheit der Seidenstrassenstädte Samarkand und Bukhara, sowie deren jahrtausende alter Geschichte. Ich empfand jedoch gerade die spontane und unaufdringliche Gastfreundlichkeit als absolut bemerkenswert und hervorstechend. 

Einige Beispiele, und zwar nur von unserer 2-tägigen Wegstrecke von Samarkand nach Bukhara:
Wir finden für unsere Mittagspause eine kleine schattige, umwaldete Fläche vor einem Wohnhaus. Es scheint der Vorgarten eines Anwesens zu sein, was wir nicht gleich erkannt hatten. Schon nach 3 Minuten kommt der vermutliche Besitzer, und bringt uns Salat und Melonen inklusive Teller sowie Besteck. Als er sieht, dass Johann auf einer dünnen Schaumstoffmatte sitzt, bringt er ihm auch noch eine schön weiche, dicke Matte zum Liegen! Und - er stellt nicht 1000 Fragen, nein, er geht anschliessend ins Haus zurück, damit wir ein paar Stunden schlafen können und Ruhe haben.
Man stelle sich vor, 3 radfahrende Äthiopier würden sich versehentlich z.B. in einen bayerischen Vorgarten legen.
Wie viele Gartenbesitzer würden ihnen, ohne viele Fragen zu stellen, einfach mal Essen vorbeibringen? Wie viele gleich die Polizei rufen?

Am gleichen Tag schenkt uns eine nette ältere Dame Kekse in einem Shop - einfach so. Sie versteht uns nicht, wir sie nicht, sie drückt uns einfach die Kekse in die Hand und will kein Geld dafür nehmen. Beeindruckend nicht wegen des Geldes - sondern wegen der Aufmerksamkeit und dem Sinn dafür, anderen Menschen einfach so eine Freude zu machen.

Etwas später: wir kaufen in einem kleinen Laden etwas abseits der Hauptstraße Kartoffeln und Tomaten fürs Abendessen. Innerhalb von wenigen Minuten drängen sich 15 Leute um uns, wollen Fotos mit uns machen, freuen sich riesig dass wir auf usbekisch bis 10 zählen können, und nach einer anstrengenden Fotosession mit Oma, Opa, Hund und allen Kindern werden wir spontan zu einer Runde frischer Honigmelone eingeladen.

Am Vorabend: wir zelten am Rande eines Melonenfeldes, der Bauer und mehrere seiner Kollegen bewundern uns und unsere Fahrräder aufrichtig. Nachdem wie immer über Beruf, Familienstand, Kinderanzahl und Alter aller Anwesenden  ausgiebig diskutiert wurde, lädt uns der Melonenbauer spontan zu sich nach Hause ein, zum Schlafen und Essen. Wir haben schon Essen gekauft und wollen am nächsten Morgen um 5 los, daher ziehen wir das Zelt vor - auch das ist kein Problem und wird akzeptiert.

Und so weiter... sensationell, wirklich aussergewöhnlich.
Die Leute strahlen uns offen an, fast alle über 35 tragen übrigens mal wieder Gold auf sämtlichen Zahnreihen: es blitzt und blinkt überall, zusammen mit der farbenfrohen Kleidung ergibt das oft ein tolles Bild.
Vor einigen Jahren hat mich mein Zahnarzt mal vor die Wahl gestellt: Zahnkrone mit Gold oder Keramik? Als alter Schwabe hatte ich mich damals natürlich für Gold, weil günstiger, entschieden. Mein Zahnarzt hat mir daraufhin voll Mitleid die Keramikkrone geschenkt, weil er es nicht mit ansehen konnte dass meine jugendlichen Gebissreihen durch Glitzer "verhunzt" würden.
Das wäre hier absolut undenkbar! Keramik sieht man ja gar nicht! Und tatsächlich sieht so ein Glitzerfummel erst richtig toll aus, wenn es auch aus dem Mund ordentlich dazu blinkt.
Unser Gastgeber in Bukhara erklärte mir dazu, dass die jüngere Generation ebenfalls das langweilige weiss für den Zahnersatz vorzieht, zumindest für die Frontzähne.
Er selbst bevorzuge Gold, denn Keramik sei sehr "schwer" - er neigt dabei sein Gesicht zur Seite um mir zu zeigen, dass man mit einem schweren Keramikzahn auf jeden Fall ein schiefes Gesicht bekommt, wegen des Gewichts. Ich renne gleich zum Spiegel - zum Glück verwenden wir in Deutschland wohl "Keramik-extraleicht", denn mein Gesicht ist trotz einseitiger Keramikkrone noch nicht in Schieflage.

Ausser Erklärungen zu den Vorzügen usbekischer Goldkronen erzählt unser freundlicher junger Vermieter (25) auch noch einiges über  die Hindernisse, mit denen junge Usbeken hierzulande zu kämpfen haben. Sein Traum ist eine Radreise um die Welt! Doch es gibt viele Hürden zu überwinden, über die wir Europäer uns nicht den Kopf zerbrechen brauchen - schon die Beschaffung einer international gültigen Kreditkarte ist für den usbekischen Normalbürger ausserordentlich schwierig und teuer. Flugtickets werden üblicherweise bar bezahlt, denn nur Bares ist Wahres. Ganz zu schweigen von der allgemeinen Meinung hier, Reisen sei "vergeudete Zeit" - statt zu Reisen könne man die Zeit besser sinnvoll nutzen, zum arbeiten und für die Familie!
Heiraten und möglichst viele Kinder, das ist das, was seine Eltern für ihn wollen, denen er seine Pläne wohlweislich noch nicht mitgeteilt hat.
Sollte er es schaffen wird er sicherlich ein nationaler Held für viele junge Usbeken sein, denn für eine solche Unternehmung gehört hier sicherlich eine Menge Mut und Kraft. Ich drücke ihm alle Daumen!

#Auf nach Turkmenistan
Morgen geht es über die Grenze, direkt in die Wüste Turkmenistans. Dort freuen wir uns auf Temperaturen > 40 Grad, Schlangen, Spinnen (Schwarze Witwe), Skorpione, einen mysteriösen Diktator und 460 km in 5 Tagen (das Regime mag keine Touristen).
Turkmenistan zählt auch zu den Ländern mit den repressivsten Mediengesetzen. In der „Rangliste der Pressefreiheit 2007“ von Reporter ohne Grenzen findet man Turkmenistan auf dem drittletzten Platz, vor Nordkorea und Eritrea.

Wir melden uns daher wohl erst wieder ab Mitte August, nachdem wir den Iran verlassen haben - also bitte keine Sorgen machen. No news are good news :-)

Einige Impressionen der letzten Tage:



Daily power nap
Water melon

Maybe we should check our navigation system
Thanks for the yummy melon!






Rumi hostel, Bukhara - best breakfast ever !





Jimi Hendrix lebt !




Bikes also like to do their tourist thing


ENGLİSH VERSİON 


#Goodbye Uzbekistan
Our lively herd gallops further, along the main road from Samarkand to Bukhara. Thousands of years ago, camels were travelling here along the Silk Road, now Uzbek cars and European cyclists are the dominating species.
The hoofs rattle, it is a little bit cooler than the previous week, and on the flat but a little bumpy road the riding goes quiet quickly.  Right and left from the road we see huge fields with cotton and melons, from time to time the scenery changes to desert-like landscape.
On the road: The 3 of us and all kinds of vehicles (cars, motorbikes, donkeys). Some of them drive/ride next to us for some time, looking at us, roaring "Atkuda"(=where are you from?). All these people in the car are looking at us through the open side window, very curious and full of expectations, including the driver. This makes me a bit nervous, because nobody in the car is looking to the front window anymore! Except maybe the baby which is sitting on the lap of the driver.
My answers to their "atkuda" vary, depending on my mood. Sometimes I answer with a boring "Germany, Munich". Sometimes with a more interesting "Espania, Barcelona!" or sometimes with an exciting "India, Mumbai" - all answers are taken with great enthusiasm. With answers like "India" I feel a bit guilty and also a bit rebellious, like throwing old bottles in a recycling container after 8 PM, which is, believe it or not, not allowed in good old Germany. After all everybody seems to be happy with my answers, so I think it is OK.

#What will we miss from Uzbekistan?
Uzbekistan is not really world-famous for hospitality, but more for the beauty of the silkroad cities Samarkand, Bukhara and Khiva, and their many thousand years of fantastic history.
But for me, the spontaneous und unobtrusive hospitality of the people here left a deep impression, much more than the blue, golden and green tiles of any of the famous mosques here.
A few examples, just from our 2 1/2 day trip from Samarkand to Bukhara:
We were searching a shady place for our lunch break, and found a small area in front of a private house. It seemed to be the frontyard of this house, which we did not recognize at first sight. After 3 minutes the owner came to us, greeted us friendly and without any further questions he brought freshmade salad, water melon and also plates and forks. When he realized that Johann had only a thin mat to sit on, he also gave him a comfy soft thick sleeping mattress! Afterwards he went back in is house, leaving us alone, so we could sleep and rest there for a few hours, enjoy the silence and recover completely.
Imagine, 3 Aethiopians on pushbikes would just jump in a European frontyard and try to sleep there. How many house owners would just bring them food ? How many would call the police?
At the same day, an old lady presented us biscuits and candies in a Shop - just "because". She did not understand a single word we said, we could not understand her - she just wanted us to take the candies and did not accept any money for this.
It s not about the money, it is just their sense of feeling for the little small things that make other people happy, that impressed me so much.
A little bit later: a tiny shop, a few kilometres away from the main road. We bought tomatoes and potatoes for our dinner. Within a few minutes there were 15 people standing around us, wanted to take photos, laughed like little kids when they heard us counting from 1 to 10 in Uzbek, and after an extended photosession with grandma, granddad, dog and all kids, they offered us fresh yummy honeymelon. They did not let us go before the last slice was finished.
Evening: We pitched our tents next to a melon field, the farmers were still working. After they were done with their work, they came to chat and also to admire our bicycles. After the usual talk about profession, married/not married, number of kids and age of everybody in the round, the melon farmer invited us to his home for dinner and sleeping. Since we had to leave at 04:30 AM the next morning we decided to stay where we were, and he accepted our "next time" without any issues. He understood, and it was no problem.
And so on, and so on... awesome and easy. The people smile at us very charming and open, they are just amazing.
Many of them, especially the older generation, have a lot of gold in their mouth - which looks pretty, especially with those colourful and glittering dresses.
A few years ago my dentist had asked me regarding a crown implementation "Gold or ceramics?" I decided for gold, because it was actually much cheaper than ceramics. However, when he heard that, he gave me the ceramics for free, because he did not want to see me with a golden side tooth. Overall it was good business for him- for my second crown İ chose ceramics, because he gave me the impression that İ would loose my job or at least become homeless with a gold tooth.
Nobody would understand this here! Ceramics???!!! Why ceramics- nobody can see it??!!
However, our friendly host in Bukhara told me that this is different for the younger generation. They prefer boring white at least for the front teeth.
He is also planning to go for a cycling tour in a few years- for him as a young Uzbek, there are many mountains he has to climb before, and many things to think about. For example, is nearly impossible for a normal Uzbek person, to get an international bank account with credit card. A simple bank account costs like 140 USD/ year.
Flight bookings are usually paid cash via an agency.
Also, Uzbek parents want you to marry and have kids! And travelling is for many Uzbek people "wasted time". Why travelling? Better stay and earn money!
He will probably be a national hero, as the first Uzbek travelling the world by bicycle.

#Next step: Turkmenistan
Tomorrow we will continue to Turkmenistan.
5 days transit visa for 460 km (because the regime does not like tourists), temperatures > 40 degrees Celsius, desert, with animals like Black Widow spiders, scorpions and snakes.
I hope we don t find them in our shoes :-)
According to the World Press Freedom Index, Turkmenistan had the third-worst press freedom conditions in the world, behind North Korea and Eritrea. It is considered to be one of the "10 most censored countries".

This means, our next post will probably come mid of August, after our trip through Iran.
Enjoy the summer ;-) !