Route:
Bukhara, Turkmenabat, Merv, Mary, Sarakhs, Mashhad. Detailed Route on GoogleMaps
There is no
English version available for that post. We were invited by Iranians so many
times, so that we run out of time. Please understand that the highest
priority is to meet these kind Iranians and spend time with them. Next English
version will follow after Iran!
Wie eine Fata Morgana…
Unser zweiter Wüstenritt sollte noch spannender werden, als
der erste vor einigen Monaten durch die Wüste Gobi. Diesmal stellte sich uns die
heißeste Wüste Zentralasiens in den Weg, die Karakum Wüste. Wir hatten keine
Wahl, auf dem Weg nach Kempten müssen wir da durch ;-)
Der Start war schon mal vielversprechend. Einen Tag vor
unserer Abreise in Bukhara zeigte das Thermometer 49°C im Schatten! Ok, das
Thermometer ist sicher nicht bei der BAM geeicht worden sondern von irgendeinem
Chinesen, aber die Dimension sollte stimmt. Selbst unser Hostelbetreiber war
beeindruckt von diesem historischen Wert.
Dies, und das Erscheinungsbild der uns entgegen radelnden Weltenbummler nach dieser Etappe flößten uns tierischen Respekt ein. Die Jungs waren verbrannt, leer und ziemlich fertig und nur wenige schafften es aus eigener Kraft. Die 500 km durch Turkmenistan sollten eine der härtesten werden. 500km, durch unser Transitvisum zeitlich fixiert und auf 5 Tage begrenzt, entspannte die Situation nicht wirklich. Wir fühlten uns wie vor einer ernsthaften Klettertour, waren angespannt, was uns dort wirklich erwarten wird, dies gepaart mit dem Willen die Herausforderung anzunehmen. Wir hatten uns auch bestens vorbereitet: Jeder hatte 10l Wasser an Bord, unsere Supersprüher waren gefüllt, zusätzlichen Sonnenschutz hatten wir angebracht und ich hatte mir mein Lieblings-Ski-Foto auf mein Handy geladen (zur gedanklichen Abkühlung in kritischen Situationen).
Dann ging es los Richtung turkmenische Grenze. Wieder
reingepresst in unseren unnatürlichen Rhythmus, um möglichst wenig Zeit in der intensiven
Sonne zu radeln. Der Grenzübertritt war ok, auch wenn mein Zeltgestänge für große
Aufregung gesorgt hat. Damit waren wir drin im Land vom überall gegenwärtigen
Praesidenten, und am Rande der Karakum Wüste.
Auf der Etappe nach Turkmenabat wurde dann noch unsere Truppe dezimiert. Gunthers
Kreislauf haderte mit den Temperaturen. Nachdem wir uns alle in ein
klimatisiertes Hotel evakuiert hatten und sein Wohlbefinden dort schnell zurückkam,
wussten wir: NO PANIC, alles wird gut, aber es wurde auch klar dass wir bis Mashhad
unterschiedliche Wege gehen werden. Gunther im Bus, und wir nutzen den teilweise
netten Rückenwind und radeln dort hin.
Nach Turkmenabat wurde die Landschaft dann auch mehr und
mehr karg, und die Versorgungspunkte spärlicher. Ich hatte an diesem Tag auch
meinen normalen Betriebsbereich verlassen bei einem Verbrauch von 8,75l/100km!
Sprich, ich trank die unvorstellbare Menge von 14 Liter Wasser an diesem Tag!!!
Wir freuten uns auf die einzigartige Tierwelt der Wüste, da
uns von tellergroßen, behaarten Spinnen, Kobras, Erdmännchen und Skorpionen
berichtet wurde. Aber es stellte sich heraus, dass unsere Radbekanntschaften
wohl größere Probleme mit der Hitze gehabt hatten als wir. Sie hatten
sicherlich Halluzinationen gehabt, denn alles was wir sehen durften waren ein
Wüstenfuchs, eine mittelgroße Spinne, Vögel und tausende Sandflöhe. Bis auf die
Erdmännchen hab ich aber nix wirklich vermisst :-)
Nach der ersten Hälfte fiel auch die Anspannung, denn wir
wussten, nach Mary wird die Landschaft gutmütiger und es soll dort auch jede
Menge Bewässerungskanäle geben. Eine nette Erfrischung für uns, die aber
dramatische Auswirkungen auf die Umwelt hat. Seit Beginn des 20ten Jahrhunderts
wurden Baumwollplantagen in Usbekistan, Kasachstan und Turkmenistan errichtet.
Dazu wurden riesige Bewässerungssysteme gebaut, mit der Folge, dass kaum noch
Wasser am Aralsee ankommt. Der Aralsee
war einst der 4. größte Binnensee, heute ist davon kaum noch etwas vorhanden. Eine
wirklich traurige Geschichte, die das menschliche Treiben dort geschrieben hat.
Wir hatten eine wirklich aufschlussreiche Unterhaltung mit
einem Einheimischen am Straßenrand. Er erzählte uns hemmungslos von der trostlosen
Situation in Turkmenistan und machte uns unmissverständlich klar, dass er vom
Präsidenten keine hohe Meinung hat. Dass es keine besseren Alternativen gibt,
liegt wohl am 1- Parteiensystem in Turkmenistan. Er beklagte sich über die
korrupte Polizei und war sichtlich erstaunt, dass wir bereits mehrere Tage auf
der Straße waren ohne Schmiergeld zahlen zu müssen. Das Land ist reich an Öl,
Gas und Baumwolle, aber das ganze Geld versickert irgendwo hin,
während viele Straßen in katastrophalem Zustand sind. Die Medienlandschaft ist
stark reglementiert so gibt es im Land nur 5 Fernsehkanäle, allesamt staatlich, es gibt dort nur den „Praesidente“ zu sehen.
Diese Offenheit überraschte uns. Aehnliche Eindrücke hatten wir selbst schon, haben diese aber nicht angesprochen. Auf der anderen Seite waren die wenigen Menschen, die wir
trafen, auch wieder sehr freundlich. In Mary lud uns ein Restaurantbesitzer zu
einem ausgiebigen Abendessen ein, und eine Mittagspause durften wir bei sehr
netten Menschen auf einer Baumwollfabrik im Schatten verbringen.
Auch wenn Turkmenistan ohne große Highlights für uns war,
möchten wir diese Erfahrung nicht missen. Bei der Ausreise aus Turkmenistan war
mir jedenfalls klar wieso die turkmenische Flagge so tiefgrün wie der schönste bayrische Fichtenwald ist: Alle Traumen von einem satten grün in diesem kargen grauen
Land ;-)
Vermummen im
Niemandsland
Ja, da standen wir also im Niemandsland zwischen Turkmenistan und
Iran. Vor unserer Einreise in die Islamische Republik von Iran mussten wir noch
unser Äußeres verändern. Für mich war es einfach. Ich hatte meine lange Hose
bereits am Morgen angezogen und musste so nur noch meine Aermel runter krempeln.
Für Claudia war der Schritt größer. Sie hatte ebenfalls am Morgen bereits eine
lange Hose und ein weites Shirt angezogen, um ihre scharfen, sexy Kurven zu verdecken.
Nun musste sie auch noch ihre Haare und den Hals bedecken. Vermummen im
Niemandsland! In Deutschland verboten - im Iran ein Muss ;-)
Die Einreise war erstaunlich einfach und schnell. Wir waren
lediglich verblüfft, welche Fragen uns der Mediziner an der Grenze gestellt hatte.
Er wollte detailliert unsere Route wissen, wo wir schlafen werden, und ob wir Verwandte
im Iran haben. Erst beim Verlassen seines Büros zeigte er uns noch ein Blatt
mit diversen Krankheiten und fragte beiläufig, ob wir irgendwelche davon haben. Damit
waren wir im Iran und aufgeregt, das Land mit eigenen Augen zu entdecken.
In den ersten Stunden wurden gleich viele Ressentiments
wiederlegt bzw. bestätigt. Wir waren keine 20 Minuten im Iran, schon sahen wir
etwas, womit wir nicht gerechnet hätten. Eine rauchende Frau in der
Öffentlichkeit. Zudem hatte sie ihr Kopftuch weit zurückgezogen. Nach 40
Minuten hatten wir schon die erste Einladung zu einem Abendessen. Wir konnten
schon ahnen, wie gastfreundlich die Iraner sind. Im Fernsehen lief auf allen
Nachrichtenkanälen Sigmar Gabriel, der den Iran mit einer Delegation von 70 Personen
besuchte, um vermutlich die Sahnestückchen nach dem Nuklardeal der 5+ Staaten
mit dem Iran zu sichern. Angela schickte wohl ihren Vizekanzler, damit sie
nicht im Tschador fotografiert wird. Das wär ein Burner geworden für die Regenbogenpresse. Mutti Merkel mit Kopftuch. Aber das ist kein Spaß, alle Frauen, auch Angela Merkel, müssen ihr Haar bedecken,
wenn sie in den Iran reisen möchte. Keine Ausnahme, auch nicht für Politiker.
Wir hatten nach unserer Ankunft gleich eine lustige
Begegnung mit einem Ladenbesitzer. Ich wollte eine SIM Karte kaufen und das
erste was er fragte. Du hast ein Samsung S4 Handy? Ich antwortete mit ja und
sah in ein schockiertes Gesicht. S4? Ja! Und er legte los. Du wirst komplett
getrackt von den Türken sagte er mir. Alle Daten gehen direkt nach Istanbul. In
meinem Gesicht waren vermutlich nur Fragezeichen und ehe ich mich umsah nahm er
den Akku aus meinem Handy, riss die Folie runter und zeigt mir ganz stolz eine
kleine Antenne zwischen dem Akkugehäuse und der Folie. Nach der Zerstörung der
Antenne machte sich Erleichterung bei ihm breit. Er war zufrieden, dass die
Türken jetzt keine Daten mehr von mir bekommen. Ich staunte vermutlich zu der
Zeit immer noch, was da gerade passiert. Ehe ich meinen Mund öffnen konnte war die
Operation KEINE-DATEN-DEN-TÜRKEN durchgeführt.
Die Temperaturen waren endlich wieder in einem normalen
Bereich (33-36 °C), die Straßen waren wieder top, der Wind ließ uns in Ruhe und
vor allem ist die Landschaft wurde wieder bergig und war super
abwechslungsreich. Aber vor allem hatten wir wieder regelmäßige
Versorgungspunkte (alle 30km) an denen man lecker "Bist" Eis essen kann oder fantastische
"Zam Zam" trinken oder eben "Rekord" Kekse vertilgen. Da macht Fahrradfahren wieder
Spaß :=). So erreichten wir gut gelaunt die Heilige Stadt Mashhad, wo wir auch
Gunther wieder sahen und somit unsere Herde wieder zusammen war.
Heiliges Mashhad
Unser erster Eindruck von Mashhad war nicht der Beste. Der Verkehr
in und um Mashhad war der Wahnsinn, dass toppte alles, was wir bisher kannten. Nur verrückte
Motorradfahrer, die bei rot über die Ampel, mit Vollgas in die
Gegenrichtung fahren - wird schon gut gehen, die Vollgas losfahren ohne den
Rückverkehr zu beachten, die 5cm an unserem Lenker vorbei donnern. Absoluter
Wahnsinn! Irgendwie ist der ganze Verkehr in Meshhad ein riesen Chaos. Jeder
fährt wie es ihm gerade gefällt, Spurwechsel rechts, Spurwechsel links,
2spurig, 1spurig, 3spurig wie es gerade passt. Im Kreisverkehr herrscht Stillstand,
da ohne System vogelwild abgebogen wird inkl. Kontaktaufnahme. Wir hatten in
der kurzen Fahrt durch Mashhad 3 Unfälle gesehen. Gott sei Dank alle bei
langsamen Geschwindigkeiten, so dass nicht viel passiert ist, aber es ließ bei
uns die Alarmglocken schrillen.
In Mashhad sind wir bei einem Warmshower Freund untergekommen.
Es ist so unterhaltsam und aufschlussreich, mit Babak über Gott und die Welt zu
diskutieren. Er ist wirklich ein sehr aufgeweckter, intelligenter Kerl mit
vielen Interessen und er konnte all unsere offenen Fragen über den Iran beantworten.
Wir fühlten uns nach kürzester Zeit wie zu Hause. Vielen DANK Babak. Wir werden
noch lange an die schöne Zeit in Mashhad zurückdenken.
Wir konnten den Holy Shrine ausgiebig erkunden und es war
wirklich beeindruckend! Aber seht selber an den Bildern was wir dort erleben
konnten.
Wir sind überwältigt von der iranischen Gastfreundschaft. Wir
werden ständig eingeladen. Ein LKW Fahrer wollte uns gleich am Weg nach Mashhad
sein Mobiltelefon mit iranischer Sim Karte schenken, damit wir erreichbar sind.
Wenn wir Brot, Eis oder Getränke kaufen wollen, werden wir oft von den Ladenbesitzern
oder einem anderen Kunden eingeladen. Sie wollen einfach unsere Rechnung
bezahlen ohne dass sie uns kennen, ohne dass sie ein Wort mit uns gesprochen
haben. Eine Ablehnung der Einladung wird meist nicht akzeptiert.
Wir wollten einen Nachmittag in einem Park ruhen, und das Flair
der Stadt auf uns wirken lassen. Wir saßen keine 10 min im Park, schon kam der
erste nette Iraner mit eisgekühltem Rosenwasser und 3 Gläsern. Unfassbar! 5 min
später kam ein Weiterer mit frischem Brot und leckerem Kebab. Etwas später brachte
einer Trauben und kaltes Wasser. Wir müssen uns noch daran gewöhnen, denn alles
was wir zurückgeben können ist unsere Karte und eine schöne Zeit mit den
Menschen die uns beschenken.
Morgen fahren wir weiter Richtung Kaspischem Meer.
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